Das österreichische Gesundheitssystem muss rasch reformiert werden, um die Versorgungssicherheit nicht zu gefährden. AUSTROMED, die Interessensvertretung der österreichischen Medizinprodukte-Unternehmen, fordert von der kommenden Bundesregierung tiefgreifende strukturelle Veränderungen.
10 Prozent des Bruttoinlandsproduktes gibt allein die öffentliche Hand jährlich für die Gesundheitsversorgung aus. Dennoch spüren sowohl jene, die im Gesundheitsbereich arbeiten, als auch die Patienten, dass es Engpässe in der Versorgung gibt. Zudem ist die Finanzierbarkeit mittel- und langfristig fragwürdig. AUSTROMED, die Interessensvertretung der österreichischen Medizinprodukte-Unternehmen, fordert daher eine umfassende Reform des Gesundheitssystems, bei der die Patienten im Fokus stehen – nicht zuletzt im Hinblick auf die Versorgung mit hochqualitativen Medizinprodukten. Die folgenden Eckpunkte sollen u.a. aus Sicht der AUSTROMED in der kommenden Legislaturperiode dringend erarbeitet und umgesetzt werden:
Der Patient im Mittelpunkt
Bei gesundheitspolitischen Entscheidungen stehen derzeit die Interessen von Politik, Sozialversicherungsträgern und Ärzten im Mittelpunkt. Die Bedürfnisse der Patienten werden jedoch oft nur am Rande berücksichtigt. Sie werden als Kostenfaktor gesehen und ihnen werden Hindernisse in den Weg gelegt, wenn sie eine optimale Gesundheitsversorgung erhalten möchten. Daher ist es an der Zeit, bestehende Strukturen im System aufzubrechen. Kurze, effiziente Abläufe sollen für eine optimale Patientenversorgung garantieren.
Finanzierung aus einer Hand
Die Finanzströme im Gesundheitssystem sind zersplittert und unübersichtlich. Das ist nicht effizient und führt zu Ungerechtigkeiten. Das Ziel muss sein, die Finanzierung der Leistungen aus einer Hand zu erreichen. Regionale und (standes-)politische Interessen müssen in den Hintergrund rücken. Die Medizinprodukte-Branche erbringt jährlich Leistungen in Millionenhöhe, um etwa nur die Preise ihrer über 500.000 verschiedenen Produkte mit den einzelnen Sozialversicherungen, Krankenhausträgern etc. zu fixieren. Dieselben Kosten entstehen auf Krankenkassenseite. Diese Mittel wären besser eingesetzt, wenn sie den Patienten in Form einer besseren Versorgungsqualität zu Verfügung stehen.
Nicht sparen BEI, sondern MIT Medizinprodukten
Innovative, hochqualitative Medizinprodukte wirken besser und schneller. Durch kürzere Heilungsprozesse verbessern moderne Medizinprodukte nicht nur das Wohl der Patienten, sondern senken zusätzlich die Kosten im System und für die gesamte Gesellschaft. Vermeintlich billige Medizinprodukte helfen zwar kurzfristig zu sparen, langfristig erhöhen sie jedoch die Kosten für das Gesamtsystem und vermindern die Behandlungsqualität. Ein Ziel ist es deshalb, nicht die Stückkosten eines Produktes, sondern den gesamten Lebenszyklus zu betrachten. Um der Qualität einen entsprechenden Stellenwert zu geben, sollten bei Ausschreibungen per Bestbieterverfahren echte Qualitätskriterien als zuschlagsentscheidend angesetzt werden.
Innovationskraft der Unternehmen unterstützen
Österreichs Medizinproduktebranche ist äußerst innovativ. Überbordende Bürokratie ist allerdings ein Hindernis am Weg zum Markt. Wichtig ist, die Innovationskultur zu fördern und Markthemmnisse zu beseitigen. Akute Herausforderungen sind derzeit die EU-Medizinprodukteverordnung (MDR), die im Mai 2020 Gültigkeit erlangt, sowie die In-Vitro-Diagnostika-Verordnung (IVDR), die ab Mai 2022 gilt. Bisher fehlen die regulatorischen Rahmenbedingungen. Die österreichischen Entscheidungsträger sind deshalb aufgefordert, Druck in Brüssel zu machen, um die Rahmenbedingungen für Medizinprodukte-Unternehmen rasch zu verbessern und eine Lösung im Sinne der Versorgungssicherheit für die Patienten in Österreich und ganz Europa zu finden.
„Oberstes Ziel ist und bleibt das Patientenwohl; gleichzeitig stehen die Versorgungssicherheit, eine möglichst hohe nationale Wertschöpfung und die Schaffung zigtausender, interessanter, innovativer und zukunftsorientierter neuer Arbeitsplätze im Zentrum unserer Vorschläge“, so AUSTROMED-Präsident Gerald Gschlössl. „Wir sind als Branche bereit, unseren Beitrag leisten, um unseren Kindern und Enkelkindern jene Spitzen-Gesundheitsversorgung zu sichern, die sie sich verdienen und die dem Stand des 21. Jahrhunderts entspricht.“