Studie des IHS untermauert Bedeutung der Branche für Arbeitsmarkt und Volkswirtschaft – Innovationen schaffen Win-Win Situationen für Patienten und Gesundheitssystem
Die Medizinproduktebranche ist ein unverzichtbarer Bestandteil der österreichischen Volkswirtschaft. Dies belegt eine aktuelle Studie des Instituts für Höhere Studien (IHS), das im Auftrag der Wirtschaftskammer Österreich und der AUSTROMED eine Sonderauswertung zu Medizinprodukten zum sogenannten Gesundheitssatellitenkonto (GSK) vorgenommen hat. Die Branche generierte im Jahr 2017 2,6 Milliarden Euro an Bruttowertschöpfung (direkt und indirekt) und sicherte so 43.000 Arbeitsplätze (36.000 Vollzeitäquivalente). Insbesondere bei der Herstellung von Medizinprodukten ist die Wertschöpfung je Beschäftigtem besonders hoch. Sie liegt mehr als 40 Prozent über dem gesamtwirtschaftlichen Durchschnitt.
Aus der Studie geht auch hervor, dass die Öffentliche Hand (Sozialversicherungen, Krankenhausträger etc.) beim Kauf von Medizinprodukten mit hohen Steuerrückflüssen rechnen kann. Steigt die Nachfrage nach Medizinprodukten um eine Million Euro, belaufen sich die Rückflüsse in den öffentlichen Haushalt auf 270.000 Euro. Gleichzeitig werden pro Million Euro an Nachfrage fast zwölf neue Arbeitsplätze (in Personenjahren) generiert. Insgesamt zahlen die Unternehmen aus der Medizinproduktebranche jährlich etwa eine Milliarde Euro an Steuern und Abgaben.
Die hohe Innovationskraft der Branche lässt sich ebenso in Zahlen ausdrücken: 2017 lagen die medizinprodukterelevanten Ausgaben für Forschung und Entwicklung in Österreich bei mehr als 350 Millionen Euro; knapp 170 Millionen Euro davon sind öffentliche Ausgaben, der Rest entfällt auf die Privatwirtschaft.
Medizinprodukte: Investition in Gesundheit und Standort
„Medizinprodukte, insbesondere moderne und innovative, werden im Gesundheitssystem oft nur als Kostenfaktor gesehen und diskutiert“, sagt AUSTROMED-Präsident Gerald Gschlössl. „Die Studie des IHS macht einmal mehr klar: Unsere Branche ist auch ein Wirtschaftsmotor und ein Standortfaktor. Wer in hochqualitative Gesundheitsversorgung investiert, investiert nicht nur in das Wohlbefinden der Österreicherinnen und Österreicher, sondern auch in Arbeitsplätze, in Forschung und Entwicklung und insgesamt in die heimische Volkswirtschaft.
„Derzeit finden die Medizinprodukteunternehmen in Österreich nicht die besten Rahmenbedingungen vor, schließlich gibt es seit mehr als zwei Jahren keine „Benannte Stelle“ mehr, die für die Zertifizierung von Medizinprodukten zuständig ist – ein wesentlicher Nachteil für die Branche, wenn es zum Beispiel darum geht, Innovationen rasch zum Patienten zu bekommen. AUSTROMED-Geschäftsführer Mag. Philipp Lindinger: „Die Gespräche mit den relevanten Entscheidungsträgern laufen auf Hochtouren, erste Zugeständnisse sind bereits erfolgt, und wir sind zuversichtlich, schon bald eine neue Benannte Stelle ,Made in Austria‘ zurückzuhaben.
„Medizinproduktebranche mit hoher Innovationskraft – Digitalisierung ermöglicht Win-Win Situationen für Patienten und Gesundheitssystem
Die Studie wurde im Rahmen der Hauptversammlung von AUSTROMED, die am 11. April in Wien stattfand, präsentiert. Im Anschluss diskutierten Studienautor Dr. Thomas Czypionka (Head of Health Economics and Health Policy am IHS), Dr.in Christa Wirthumer-Hoche (Leiterin der AGES Medizinmarktaufsicht), ao. Univ.-Prof. Dr. Herwig Ostermann (Geschäftsführer der Gesundheit Österreich GmbH) sowie KommR Mag. Alexander Hayn, MBA (Obmann des Bundesgremiums des Foto-, Optik- und Medizinproduktehandels der WKÖ und AUSTROMED-Vizepräsident) über das Thema „Gesundheitswirtschaft neu denken: Medizinprodukte im Fokus“.
„Die Medizinproduktebranche ist extrem innovationsgetrieben“, stellte Hayn fest. „Innovation macht allerdings nur dann Sinn, wenn sie auch tatsächlich zum Patienten kommt und idealerweise auch vom System erstattet wird.“ Czypionka attestierte Österreich generell eine hohe Innovationsskepsis. „Dabei eröffnen sich gerade bei Innovationen im digitalen Bereich Win-Win-Situationen. So ermöglicht etwa die Telemedizin eine bessere Betreuung für Patienten und spart dem Gesundheitssystem Kosten. Zusätzlich würden auch die im Gesundheitsbereich Tätigen davon profitieren“, so Czypionka. Wirthumer-Hoche ergänzte: „Digitalisierung ist mit ein wesentlicher Schritt, dass mündige Patienten sich selbst therapieren können. Digitalisierung erfordert aber auch eine hohe Qualifizierung des Fachpersonals – somit sind Schulungen und Trainings erforderlich. Prinzipiell wird festgehalten, dass digitale Medizinprodukte natürlich auch den Anforderungen der EU-Verordnungen entsprechen müssen und diese fristgerecht umgesetzt werden müssen.“ Ostermann betonte: „Wichtig ist, bei allen Entwicklungen in der Medizinproduktebranche stets Nutzen und Kosten in eine sinnvolle Relation zu bringen. Dafür ist es notwendig, transparente Spielregeln zu haben, und zwar nicht nur österreichweit, sondern auf gesamteuropäischer Ebene.“
Im Bild v.l.n.r.: KommR Mag. Alexander Hayn, MBA (Obmann des Bundesgremiums des Foto-, Optik- und Medizinproduktehandels der WKÖ und AUSTROMED-Vizepräsident), Mag. Jürgen Rathmanner, BA (Geschäftsführer des Bundesgremiums des Foto-, Optik- und Medizinproduktehandels der WKÖ), Dr. Thomas Czypionka (Head of Health Economics and Health Policy am IHS), Dr.in Christa Wirthumer-Hoche (Leiterin der AGES Medizinmarktaufsicht), Barbara van Melle (Moderation), Gerald Gschlössl (Präsident der AUSTROMED), ao. Univ.-Prof. Dr. Herwig Ostermann (Geschäftsführer der Gesundheit Österreich GmbH), Mag. Philipp Lindinger (AUSTROMED-Geschäftsführer)